Sommerabendkirche

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Wie ging nochmal Hoffnung?

Matthias Horx ist Publizist. Auf der österreichischen Nachrichten-Plattform kurier.at schrieb er bereits in den ersten Tagen des Lockdowns in einem vielbeachteten Artikel:
„Eine der stärksten Visionen, die das Coronavirus hinterlässt, sind die musizierenden Italiener auf den Balkonen.“ Die zweite Vision sei in den Satellitenbildern zu sehen, die die Industriegebiete Chinas und Italiens frei von der sonst gewohnten Smogglocke zeigten. So werde 2020 der CO2-Ausstoß der Menschheit zum ersten Mal fallen. „Diese Tatsache wird etwas mit uns machen.“ Horxs Resümee lautet: „Wenn das Virus so was kann, können wir das womöglich auch?“ Vielleicht habe COVID-19 eine durchschlagende Botschaft: „Die menschliche Zivilisation ist zu dicht, zu schnell, zu überhitzt geworden. Sie rast zu sehr in eine bestimmte Richtung, in der es keine Zukunft gibt. Aber sie kann sich neu erfinden. System reset. Cool down! Musik auf den Balkonen! So geht Zukunft.“

Diese zunächst ungewohnt hoffnungsfrohe Schau auf die Corona-Krise verdankt sich allerdings einem besonderen geistigen Nährboden. Sie wächst lediglich auf den Erfahrungswerten der jüngsten und besonders privilegierten Menschheitsgenerationen. Für den weitaus größeren Teil der uns bekannten zurückliegenden Menschheitsgeschichte galt eine andere Norm. Daran erinnert der Londoner Medizinhistoriker Vivan Nutton: Vom 14. bis ins 18. Jahrhundert waren Pestepidemien und Seuchen, die sich im Takt von rund zehn Jahren wiederholten, der ‚Normalfall‘. Krankheiten, Hungersnöte, harte Winter und der Verlust von Familienmitgliedern gehörten als ‚natürliche’ Erfahrung zum Rhythmus des Lebens dazu. Besonders gravierend dabei war die Pest mit einer Sterblichkeitsrate von 60 bis 90 Prozent (gegenüber 1 bis 3 Prozent bei Covid-19). - Und nicht immer, nicht automatisch und vor allem nicht für jeden, war das, was nachher kam, gleich tröstlicher Fortschritt und lebenswerte Zukunft.

Es ist schon fast ein wenig langweilig. Jetzt soll die noch nicht ausgestandene Corona-Krise schon wieder dazu dienen, den Quantensprung der Menschheit hin zu einer perfektionierteren Zukunft einzuläuten. Zu einer neuen Gesellschaft mit entspannteren Menschen und zu einer klimaneutraleren Erde. Dabei lehrt die Geschichte: Für neue Gesellschaften braucht es neue Menschen. Und die sind rar. In Italien gab es sehr bald nicht nur Musik auf den Balkonen. Im Süden des Landes mussten Polizisten die Supermärkte vor hungrigen und verzweifelten Bürgern schützen. Hierzulande hortete man Toilettenpapier, Konserven, Nudeln, Mehl und anderes. Und der Handel mit lebensbewahrenden Gütern wie begrenzt viruziden Desinfektionsmitteln und Atemschutzmasken wurde zum lukrativen Geschäft.

Carey Nieuwhof, Publizist und Gründer der Connexus Church in Canada schrieb kürzlich in einem seiner Blogs: ‚Die frühe Kirche der Apostelgeschichte erwarb sich ihren Ruf nicht dadurch, dass sie reichlich Nahrung für sich selbst hortete und Verschwörungstheorien in den sozialen Medien verbreitete. Selbstschutz und Verteidigung der absoluten persönlichen Freiheit seien vielleicht eine andere Religion. Aber auf keinen Fall Christentum.

Gerade in dieser Zeit braucht es neue Menschen, die bereit sind für neues Denken, Handeln und Hoffen. Das Neue Testament zeigt dabei eindeutig auf uns - die Kirchen und Gemeinden.
Beides ist gebraucht: Hoffnung und hoffende, hoffnungsfrohe Menschen. Gerade uns als Gemeinde Jesu ist gesagt: „Seid immer bereit, Rede und Antwort zu stehen, wenn euch andere nach der Hoffnung fragen, die euch erfüllt.“ (1. Petrusbrief 3,15). - Und da geht fatalistischer Pessimismus ebenso wenig wie ein naiver Optimismus.
Von Gott her gilt für uns auch in COVID19-Zeiten: Wir sind „wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ (1. Petrusbrief 1,3). Um diese Hoffnung gehts am kommenden Sonntagabend. Christoph Wagner spricht darüber, was sie ausmacht, was sie beinhaltet, was sie bewirkt und was nicht.

Musikalisch erwarten Sie starke (und viele bestens bekannte) Musiktitel von Dieter Schulze - neu interpretiert von der Band der Abendkirche. Das Programm an diesem Abend ist Dieters Abschiedsgeschenk an uns. Viele Jahre hat er uns mit und zu guter und bewegender Musik inspiriert und zu einem exzellenten Sound in unseren Veranstaltungen beigetragen: Aktuell zieht er mit seiner Familie nach Franken um.

Zu unseren aktuellen Maßnahmen in Sachen Hygieneschutz gelangen Sie über diesen Link.

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