Abendkirche

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Die Seligpreisungen der Bergpredigt

 

„Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ (Matthäus 5,9)

Vor nun bald vierzig Jahren rief der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) bei seiner Vollversammlung 1983 in Vancouver zu einem ‚konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung‘ auf. Seit vielen Jahren steht diese Trias auch ganz oben auf der Agenda der Evangelischen Kirche in Deutschland sowie ihrer Landeskirchen und Kirchenkreise. Nicht zuletzt gehören sie da auch hin: Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung sind als biblische Grundwerte auch Aufträge Gottes an die Menschheit und insbesondere an Sein Volk und Seine Gemeinde.

Aktuell entfalten diese drei Begriffe ein besonderes Potential: Sie entwickeln sich immer mehr zu einer Schlüsselerzählung, zu einem Narrativ. Als ‚Narrativ‘ (vom lateinischen ‚narratio’ = ‚Erzählung‘) bezeichnet man eine sinnstiftende Grunderzählung. Eine möglichst gemeinsam getragene und übergeordnete Vorstellung, die Einfluss darauf nehmen soll, wie wir unsere Umwelt  wahrnehmen und in aktuellen Herausforderungen agieren. Narrative sind darum immer verbunden mit Werten und Emotionen, die zugleich dafür sorgen, dass die dahinterstehende Grundüberzeugung und das daraus folgende Handeln legitimiert und als folgerichtig oder auch alternativlos verstanden wird. Sie ermöglichen es, eine gesellschaftliche Ordnung mit einem gemeinsamen Ziel zu formen.
So sieht z. B. der Soziologe Ulrich Beck in der deutschen Klimapolitik eine willkommene ‚Sinnbeschafferin’ für eine von Vertrauensverlust gezeichnete Politik. Folgerichtig kritisiert der Theologe und Autor Stefan Vatter: „So manche Entscheidungsträger greifen das Klimathema nicht aus eigener Überzeugung, sondern aus geopolitischen Machtinteressen auf. Im Namen des Umweltschutzes lässt sich so gut wie jedes Verbot oder jede Steuererhöhung rechtfertigen und das mit Zustimmung der Betroffenen. Im Namen des Umweltschutzes können Ziele verfolgt werden, die gar nichts mit der Umwelt zu tun haben. Das so wichtige Thema eines verantwortlichen Umgangs mit unserer Umwelt wird bereits mannigfaltig als Vehikel ganz anderer Interessen genutzt.”

Ob das eins zu eins auf das brennend aktuelle und medial beherrschende Thema ‚Frieden’ übertragbar ist, ist fraglich. Dennoch beachtenswert was der Journalist Hans-Joachim Vieweger (Bayerischer Rundfunk) am vergangenen Sonntag anmerkte. Die Friedensethik der EKD sei durch eine „große Leerstelle der Theologie” gekennzeichnet. Er kritisiert „jene Schönwetter-Theologie, die sich vor allem Gedanken über einen gerechten Frieden gemacht hat und den Gedanken, dass auch Kriege gerechtfertigt sein können, weit weg von sich geschoben hat“. Das Hauptproblem in der Friedensethik sieht Vieweger darin, dass der von Gott geschenkte Frieden zu einer Morallehre gemacht werde. Damit werde nicht nur die Realität der Sünde kleingeredet, sondern auch die Existenz des Bösen. Das Böse sei „in einem jeden von uns“ zu finden – und nicht nur an den Kriegsschauplätzen in Butscha, Mariupol oder Charkiw in der Ukraine. Jeder Mensch sei „zum Bösen verführbar“. Überwunden werde es nicht durch wohlmeinende moralische Appelle, sondern allein durch das Handeln Gottes.

Auf diesem Hintergrund spricht Christoph Wagner am kommenden Sonntagabend über die siebte Seligpreisung  der Bergpredigt: „Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ (Matthäus 5,9)

Die Musik des Abends prägen nicht zuletzt neue Gesichter und neue Stimmen: Sounds From Black And White. Rebekka Abendroth und Thaddäus van Doesburg aus Herne sind zum ersten Mal bei uns in der Abendkirche Bochum. Sie kommen mit einem überzeugenden Programm aus aktuellen Worshipsongs und deutschen Lobpreisliedern, in die wir endlich als Abendkirche-Gemeinde wieder einstimmen können - wenn auch noch mit Mundschutz, den wir dann beim gemeinsamen Singen tragen müssen.

Wir freuen uns auf Sie, auf die Gäste, die Sie gern mitbringen können - und auf die Möglichkeit, im Anschluss bei Snacks und Getränken miteinander ins Gespräch zu kommen.

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