Abendkirche

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„lebendig, kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert …“

 

„Ein schönes Stündlein“ für seinen Tod hatte Martin Luther sich von Gott erbeten. Aber es kam anders. Umgeben von fremden, eilig herbeigerufenen Zeugen fragt ihn sein vertrauter Freund Justus Jonas: „Verehrter Vater, wollet Ihr auf Christum und die Lehre, wie Ihr sie gepredigt, beständig sterben?“ - Ganz großes Kino beim letzten Atemzug.
Denn der Feind hört mit. Luthers Gegner, die schon schon seit langem prophezeiten, der Teufel werde ihn seiner Todesstunde holen. Und das sei das ersehnte Ende der reformatorischen Bewegung. Ein letztes Mal spricht er - mit klarer, mit lauter Stimme auf dem Sterbebett: „Ja!“ - und befiehlt sich in die Hände des gnädigen und barmherzigen Gottes, den er durch das Evangelium von Jesus Christus kennengelernt hat.

Dieses Evangelium ist „ein Schatz, für den sich zu leben und zu sterben lohnt“ - so neulich Achijah Zorn bei uns in der Abendkirche Bochum.
Verstörend? Vielleicht.  Aber Wort Gottes, Evangelium muss taugen und tauglich sein - nicht zuletzt im Angesicht der Möglichkeit von Schuld und Sünde, Tod und Scheitern. Von Sorge, Trennungen und  Verlusten. Von Trauer, Krankheit und Gesichtsverlust!
2017 war Reformationsjubiläum. Rückblickend auf die Feierlichkeiten und Themenwochen schrieb damals der Journalist Matthias Kamann in der WELT: Die EKD habe den grundlegenden Fehler gemacht, die Reformation als Gegenstand nicht der Verstörung und Irritation, sondern der Identifikation feiern zu wollen. Sie habe um so heller das strahlen lassen, womit die Gegenwart sich wohlfühlen kann.  In geschichtswissenschaftlicher Verkürzung seien Demokratie und Sozialstaat, Aufklärung und Wissensgesellschaft sowie Gleichberechtigung als vermeintliche Errungenschaften der Reformation bejubelt worden. Luthers Wiederentdeckung des Evangeliums und des Wortes der Heiligen Schrift setze eben voraus, dass sich die Menschen „mindestens erst einmal grundlegend infrage stellen müssen, ehe sie sich vielleicht mal wohlfühlen können“.  - Ja. Luthers Gnadenlehre beruht darauf, dass der Mensch ein Sünder ist. Und: „wenn die Gegenwart irgendetwas überhaupt nicht mag, dann die These, dass der Mensch nicht per se gut sei.“

Darüberhinaus: Es geht beim Wort Gottes niemals nur um ‚den Menschen’, sondern auch und vor allem um die Kirche selbst. Rund 130 Jahre nach Luthers Tod veröffentlicht der lutherische Theologe und Pietist Philipp Jacob Spener seine ‚Pia Desideria: Herzliches Verlangen nach gottgefälliger Besserung der wahren evangelischen Kirchen‘. Dort heißt es: „Sehen wir in die Heilige Schrift, so haben wir nicht zu zweifeln, dass Gott noch einen besseren Zustand seiner Kirchen hier auf Erden versprochen hat.“

In diesem Sinne sind wir am kommenden Sonntagabend unterwegs mit Stefan Grote und dem „Wort Gottes“ - „lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert“ (Hebräer 4,12+13).  - „Recht martialische Worte“, meint er, „mit denen hier das Evangelium umschrieben wird.“
In seinem biblischen Impuls will er die Frage nachgehen: „Wie wirkt das Wort Gottes auf uns, auf den heutigen Menschen? Eher hart und abschreckend oder doch mittlerweile viel zu weichgespült, als dass es noch etwas bewegen, bewirken und verändern könnte? Und was hat es damit auf sich, wenn das Wort Gottes Seele und Geist voneinander scheiden und ein ‚Richter der Gedanken und Sinne des Herzens‘ sein soll? Geben wir dem Evangelium von Jesus Christus tatsächlich diesen Raum in unserem Denken  und Leben? - Ich freue mich darauf, an diesem Abend gemeinsam mit Ihnen das in den Fokus zu stellen,  was wirklich wichtig ist – im Leben und im Sterben: Das Vertrauen in ihn und in sein lebendiges Wort – Jesus Christus!“
Wir freuen uns auch. Stefan Grote ist seit 22 Jahren Pfarrer in der Ev. Emmaus-Kirchengemeinde Herne in Börnig.  Das besondere Anliegen seiner Arbeit dort, ist die Frage, wie gerade junge Menschen, aber auch Familien und Ehepaare Jesus als lebendiges Gegenüber kennenlernen, in Beziehung zu ihm kommen und seine Liebe, seine Ermutigung und seine heilsame Kraft in ihrem Leben, ihren Beziehungen erfahren können. Zusammen mit seiner Frau ist er seit einigen Jahren in der Paarberatung tätig.

Auch die Musik des Abend lässt Freude aufkommen: Es gibt ein ‚Wiederhören‘ mit der neu aufgestellten Vocalformation ‚Voices4Him‘. Zusammen mit Solistin Anna de Vries und der Band der Abendkirche bringen sie an diesem Abend jede Menge feinster Gospel- und Worshipklänge mit - zur Ehre Gottes und zu Seiner und unserer Freude.

Durch den Abend, der wie gewohnt mit einem kleinen Imbiss im Kirchenfoyer ausklingen soll, leiten Sie Stefanie Primke und Christoph Wagner.

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