Abendkirche

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David gegen Goliath

Hans Michael Heinig ist Leiter des Kirchenrechtlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland. An der Georg-August-Universität lehrt er Öffentliches Recht sowie Kirchen- und Staatskirchenrecht.  Erster Satz in seinem Anfang Juli erschienenen Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.“ Heinig nennt auch die Quelle dieses Zitates. Es stammt  aus einer Kundgebung der Ökumenischen Versammlung in Amsterdam im Jahr 1948. Und stellt fest: Dieser Satz findet sich auch in den meisten Stellungnahmen zum Ukrainekrieg aus den Reihen der evangelischen Kirche.

Gebührt sich für Christen darum in der Frage ‚Krieg und Frieden‘ allein eine pazifistische Haltung und Grundüberzeugung? - Fabian Neumann, Jahrgang 1989, ist Christ und Reserveoffizier der Bundeswehr. In einem Interview mit dem christlichen Medienmagazin PRO sagt er provokant: „Gott ist kein Pazifist.“ Und: „Es wird keinen Weltfrieden geben, bevor Jesus Christus zurückkommt. Aber bis dahin sollten wir nach Möglichkeit miteinander so friedlich wie möglich leben. Als Soldat kann ich einen Beitrag dazu leisten.“ Und ergänzt: „Es gibt gewisse Rechte und Werte, die man notfalls auch bereit sein muss, mit der Waffe zu verteidigen. Menschenrechte zum Beispiel. Und es kann auch notwendig sein, im Rahmen einer Friedensmission eine Konfliktsituation militärisch zu befrieden.“

Auch Heinig weist in dem genannten Artikel darauf hin, dass man um die Aussage „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“ zu verstehen, sich auch zu vergegenwärtigen habe, welche Position prominente Teilnehmer der Amsterdamer Versammlung vor dem Zweiten Weltkrieg in der Frage ‚Krieg und Kirche‘ eingenommen hatten. Reinhold Niebuhr etwa, ein in den USA lehrender deutscher Theologe, war der Überzeugung, dass die christliche Kirche keine radikal pazifistische sein könne: „Gleich wie sie es drehen oder wenden, die Protagonisten eines politischen Pazifismus enden mit der Akzeptanz und Rechtfertigung der Tyrannei.“ Und Karl Barth lehrte, die Kirche habe „um des Evangeliums willen . . . den demokratischen Staat aufzurufen, um jeden Preis, auch um den von Not und Untergang, starker Staat zu sein, das heißt: den Diktaturen an seinen Grenzen mit allen Mitteln Halt zu gebieten“. Er war sogar überzeugt, dass „es etwas gibt, das schlimmer ist als Sterben und als Töten: das freiwillige Jasagen zu der Schande der Herrschaft des Antichrist“. Offensichtlich also hielt er den Einsatz von Waffengewalt zur Abwehr tyrannischer Aggression für ethisch legitim.

Viele der derzeit aktuellen kirchlichen Äußerungen zum Krieg in der Ukraine kritisiert der Journalist Hans-Joachim Vieweger, Sprecher des theologisch konservativen Arbeitskreises Bekennender Christen in Bayern, als „Schönwetter-Theologie, die sich vor allem Gedanken über einen gerechten Frieden gemacht hat und den Gedanken, dass auch Kriege gerechtfertigt sein können, weit weg von sich geschoben hat“. Hauptproblem in der Friedensethik sei, dass der von Gott geschenkte Frieden zu einer Morallehre gemacht werde. Damit werde auch die Realität der Sünde kleingeredet.

In diesem Spannungsbogen sind wir am kommenden Sonntag in der Abendkirche Bochum unterwegs - mit Pfarrer Arno Wittekind aus Castrop-Rauxel. Zu seinem Thema unter der Überschrift ‚David gegen Goliath‘ schreibt er uns:
„Mit dem Überfall der russischen Armee auf die Ukraine, hat eine innerkirchliche Diskussion über die eigene Friedensethik begonnen. Die kirchlichen Aufrufe der letzten Jahrzehnte zu Abrüstung und friedlichem Zusammenleben, wirken für einige Menschen angesichts der gegenwärtigen Gewalt naiv und weltfremd. Was bedeuten die Aufrufe Jesu zur Gewaltlosigkeit, wenn um Waffenlieferungen zur Selbstverteidigung gebeten wird? Wie sollen wir die Worte der Bergpredigt von der Feindesliebe in Beziehung bringen zum Kriegsgeschehen in Europa? Welchen Beitrag zum Frieden können und sollen wir im Namen Jesu heute leisten? Am 11. September lade ich Sie zu einer biblischen Erkundungstour zu diesen Fragen ein, die bei der Bergpredigt Jesu enden wird.“

Musikalisch begleitet wird er an diesem Abend von einer Gesangsformation, die mit wechselnder und sich immer wieder verjüngender Besetzung seit mittlerweile 35 Jahren in ganz Deutschland unterwegs ist: „christians at work“ - oder kurz „CAW“ … Am Sonntag präsentieren sie bei uns ihr gospel-funk-pop-souliges Programm aus neuen Vortragsstücken und nicht zuletzt aus bekannten Worshipsongs, die unsere Abendkirche-Gemeinde zum gemeinsamen Lobpreis einladen.

Im Anschluss erwartet Sie und Ihre Gäste im Kirchenfoyer ein entspannter Ausklang des Abends. Wie immer mit einer reichhaltigen Auswahl an Getränken und einem kleinen Imbiss. Wir freuen uns auf Sie und auf eine gute und gesegnete Zeit mit Ihnen in der Abendkirche Bochum!

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