Abendkirche

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Bestens behütet

„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“ - dieser Eingangsvers aus dem 23. Psalm ist einer der am häufigsten gewünschten Texte zu Taufen, Konfirmationen, Trauungen oder Trauerfeiern.
Wir Großstädter bekommen ja heute Schafhirten kaum noch zu Gesicht. Für viele verbindet sich mit ihnen etwas Gemütliches, fast Romantisches. Im Schaufenster einer Apotheke fand sich dieses Bild: ein Hirte, auf seinen Stab geschützt inmitten seiner Herde. Darunter der Text: „Sie sollten vier Wochen Schafe hüten. Aber leichter geht’s mit Baldriparan!“
Kaum jemand macht sich dagegen ein Bild davon, wie der Alltag eines Schafnomaden im Ursprungsland der Bibel aussah. Dort war er nämlich eine außerordentlich verantwortungs- und gefahrvolle Sache. Einen Eindruck davon gibt der Bericht von Jörg Zink über eine seiner Reisen durch den Alten Orient:
„Auf der Suche nach dem Lebensumkreis der Nomaden“, so schreibt er dort, „ fuhr ich mit dem Jeep quer durch die heiße Wüste Uruk... Wege oder Straßen gab es nicht... Ab und zu lief ein Wolf vorbei, einmal ein ganzes Rudel. Schließlich tauchten zwei einsame schwarze Zelte auf. Ein paar Dutzend Lämmer um sie her. Eine ältere Frau erschien im Eingang, dazu fünf Kinder. Ein paar Hunde. Nirgends ein Mann. „Was tut die Frau hier mitten im Wolfsgebiet?“, wandte ich mich an meinen eingeborenen Führer. „Sie wartet“, antwortete er gleichmütig. „Die Männer sind unterwegs. Die Frauen holen mit den Eseln Wasser. Die Schafe sind an der Tränke.“ „Und wann kommen die Männer wieder?“  „In drei Tagen, vielleicht auch in fünf.“ „Und was ist mit den Wölfen?“ „Mit einem wird die Frau fertig. Mit dem Knüppel. Mit sechs oder acht die Hunde.“ „Und wenn es zehn sind?“  „Dann werden die Lämmer gefressen und danach die Kinder. Vielleicht am Ende auch die Frau. Aber das ist immer so gewesen.“
Jörg Zink schließt: „Mir graute. Das also war die große Freiheit der Schafnomaden.“

Es ist dieser reale Hintergrund, auf dem sich die Bedeutung des vertrauten Psalms in seiner ganzen Aussagekraft erschließt. Seine Bilder, das „finstere Tal“, die „Feinde“,- sie bekommen hier ein konkretes Gesicht. Sie stehen für die realen Bedrohungen des Lebens, denen wir unter Führung des „guten Hirten“ nicht schutzlos ausgeliefert sind. Eine berührende und zutiefst tröstliche Botschaft für alle angefochtenen Menschen!
Unser Gast des Abends, Pfarrer Andreas Koch, schreibt uns zu seinem Thema „Bestens behütet“: „Dieses uralte, etwa 3000 Jahre alte Lied ist erstaunlicherweise ganz jung und topaktuell geblieben. Es spricht die an, die vor lauter Alltag kaum Zeit für andere Gedanken haben, und auch die, die vor lauter Dunkelheit in ihrem Leben kaum wissen, wie und ob es überhaupt weitergehen kann. Es ist ein Lied für Fromme und Zweifler, für Grübler und Lebenskünstler, für Lebenssatte und Lebenshungrige, für die angeblich Normalen und die scheinbar Sonderbaren, kurzum: irgendwie ein Lied für alle.“

Andreas Koch studierte Theologie in Bethel, Münster und Bochum. Er war von 1989-1991 Vikar in unserer Trinitatisgemeinde, später Pastor in Werdohl und ist seit 1998 Pfarrer in der Matthäusgemeinde in Hagen.
Die Musik des Abends kommt von Katharina Schedlinski und der Band der Abendkirche. Auf ihrem Programm stehen Vortrags- und Gesangsstücke, u.a. von Lothar Kosse, Bebe und Cece Winans, daneben vertraute Lieder zum Mitsingen.
Unser Bistro-Team bietet wieder Essen und Getränke für Sie an, eine gute Grundlage für anregende Gespräche! Wir freuen uns auf Sie und die Gäste, die Sie mitbringen!

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