Mehrwert
Der schottische Autor und Reformer Samuel Smiles veröffentlichte 1859 ein Buch mit dem Titel ‚Self-Help‘. Es wurde ein Bestseller und erschien 1866 unter dem Titel ‚Die Selbsthülfe in Lebensbildern und Charakterzügen‘ auch in deutscher Übersetzung. Von da an entwickelte sich die sog. Selbsthilfeliteratur stetig zu einem der meistverkauften Genres in der Buchbranche.
Und Selbsthilfe boomt. Der Kolumnist Marshall Sinclair weist auf eine Untersuchung von ‚Research and Markets‘ hin, die zeigt: ‚Selbsthilfe’ ist längst kein Literatur-Genre mehr. Das Thema hat sich zu einem eigenständigen Wirtschaftszweig gemausert und ist heute in fast jedem verfügbaren Medium vertreten. Neueste Schätzungen bemessen den Wert der Branche allein in den USA auf rund 13 Milliarden Dollar. Tendenz steigend.
‚Leb deine Wahrheit und andere Lügen: Typische Täuschungen, die unser Leben in die Enge treiben‘ - so heißt das 2023 erschienene Buch der amerikanischen Autorin und Musikerin Alisa Childers. Auf den Spuren der Selbstwertbewegung, die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts durch die Medien großen Zulauf erhielt, fragt sie nach dem Grund für den Erfolg dieser Branche. Und kommt zu einem erfrischenden Ergebnis: „Wahrscheinlich, weil es um jedermanns Lieblingsthema geht: um uns selbst.“ Die Selbsthilfe-Industrie hat uns „darauf getrimmt zu glauben, dass alles besser wird, wenn wir uns nur mehr lieben.“ Dieser Glaube beruhe auf der Annahme, dass der Mensch grundsätzlich gut sei: „Wenn das wahr wäre, bräuchten wir nur tief in unser eigenes Herz und in unsere Seele zu tauchen und all die Tugenden anzuzapfen, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. Wir könnten aus unserem unbegrenzten Reservoir an Kreativität, Kraft, Schönheit, Wahrheit und Güte schöpfen. Wäre das wahr, wären wir genug. Wenn jemand ernsthafte Probleme mit seiner Identität, seinem Selbstwert und sogar seiner geistigen Gesundheit hat, ist es dann nicht sinnvoll, ihm zu zeigen, wie wunderbar er ist?“
Tatsächlich glaubten 2021 laut einer Umfrage von OnePoll unter 2.000 US-Bürgern 81 Prozent, dass der Mensch von Natur aus gut sei. 46 Prozent gingen noch einen Schritt weiter: Sie hielten sich für ‚besser‘ als alle anderen, die sie kannten.
Also: ‚Du bist gut genug!?‘ - Auf den ersten Blick mag das für manche ein lebensverändernder Leitgedanke sein, der in die Freiheit führt. Childers kontert, das sei eine Botschaft des Zwangs: „eine Botschaft, die Menschen in der falschen Vorstellung gefangen hält, dass sie der Drahtzieher ihrer derzeitigen Umstände und zukünftigen Wirklichkeit seien – selbst, wenn sie sich überwältigt fühlen. Es belastet sie mit der Verpflichtung, die Quelle ihrer eigenen Freude, Zufriedenheit und ihres Friedens zu sein.“
Damit ist der Spannungsbogen für den biblischen Impuls in der Abendkirche am kommenden Sonntag gesetzt: Worin liegen Güte und Wert des Menschen? Christoph Wagner hält sich bei der Beantwortung dieser Frage an den vorgeschlagenen Predigttext aus Matthäus 6. Dort, in der Bergpredigt, der ‚Verfassung des Reiches Gottes‘, spricht Jesus über den Wert des Menschen und betont, dass dieser in den Augen des himmlischen Vaters und Schöpfers ein Mehrwert sei. - Was ist das für ein Wert? Wie passt diese himmlische Wahrheit über den Menschen in unsere irdische Realität? Wie kann sie unser Leben bereichern?
‚Nicht uns, Herr, nicht uns. Sondern Deinen Namen bringe zu Ehre, Deinen Namen, Herr.‘ Das ist das Motto der Musik an diesem Abend. Bei uns zu Gast sind Christians At Work. Seit nun rund 40 Jahren in wechselnder Besetzung unterwegs mit tollen Stimmen und funkelnden gospel-funk-pop-souligen Arrangements. Und sie laden nicht nur zum Zuhören ein. Auch zum Mitmachen. Und zu Lobpreis und Anbetung mit bekannten Worshipsongs.
Im Anschluss wie immer: Gemeinsam Gutes Genießen im Foyer der Trinitatiskirche. Wir freuen uns auf den Gottesdienst, auf Sie und Ihre Gäste und auf gute Gespräche mit Ihnen beim gemeinsamen Ausklang des Abends.