Keine Angst?
„Fürchtet euch nicht!“ … rund 365 Fundstellen gibt es für diese drei Worte in der Bibel. Eine für jeden Tag des Jahres. - Und doch sagt Jesus: „In der Welt habt ihr Angst“. Oder wörtlicher: „… habt ihr Bedrängnis“. Das steckt hinter unserem deutsch Wort ‚Angst‘: Es leitet sich ab vom lateinischen ‚angustiae‘. Und das bedeutet ‚Enge‘.
‚Furcht‘ und ‚Angst‘ seien auch zu unterscheiden, sagte ein bedeutender evangelischer Theologe des 20. Jahrhunderts. In seiner ‚Systematischen Theologie‘ schrieb Paul Tillich: „Eine Gefahr, ein Schmerz, ein Feind können gefürchtet werden, aber Furcht kann durch Handeln überwunden werden. Die Angst kann nicht überwunden werden. … Angst ist immer gegenwärtig, Wenn gleich sie oft latent ist. Daher kann sie immer und in jedem Augenblick manifest werden, selbst in Situationen, in denen nichts gefürchtet zu werden braucht.“ Seine Definition von Angst lautet: „Endlichkeit, wenn sie ihrer selbst gewahr wird, ist Angst.“
Ende Dezember 2024 hieß es in der WELT unter der Überschrift ‚Die Angst vor Wohlstandsverlust prägt die Wahrnehmung vieler Bürger‘: „Die Deutschen erwarten das neue Jahr nach aktuellen Umfragen mehrheitlich mit Sorgen und Ängsten. 63 Prozent der Befragten sagten in einer repräsentativen Studie im Auftrag der Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen von British American Tobacco, sie blickten angstvoll auf das Jahr 2025.“
Die zeitgleich durchgeführte Studie des Infocenters der R+V Versicherung präsentiert unter dem Titel ‚Die Ängste der Deutschen 2024‘ zehn Hauptängste. Auf Platz 1 und 2: ‚Steigende Lebenshaltungskosten bereiten in diesem Jahr den Menschen die meiste Angst (57 Prozent). … An zweiter Stelle folgt eine gesellschaftspolitische Sorge: 56 Prozent der Befragten befürchten, dass die Zahl der Geflüchteten die Deutschen und ihre Behörden überfordert.“
Laut der ZEIT kommt die Umfrage des Hamburger Zukunftsforschers Horst Opaschowski in Kooperation mit dem Ipsos-Institut zu einem ähnlichen Ergebnis. Und sie geht noch einen Schritt weiter. Sie fragt auch nach der Zufriedenheit der Bevölkerung mit der Krisenkompetenz der Politik. Diese „sei so gering wie seit Jahren nicht mehr, sagte Opaschowski. Die Zustimmung sank laut Umfrage von 65 Prozent im Jahr 2020 über 34 Prozent im Jahr 2023 auf jetzt 23 Prozent. ‚Seit Beginn der Coronakrise 2020 wächst die Unzufriedenheit der deutschen Bevölkerung mit dem Krisenmanagement von Politik und Parteien‘, sagte der Zukunftsforscher.“
Unser Gast in der Abendkirche Bochum am kommenden Sonntag hat keine Angst vor dem Thema ‚Angst‘. Gerald Hagmann, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Bochum, fragt uns mit seinem biblischen Impuls an diesem Abend: ‚Keine Angst?‘ - Und dazu schreibt er:
„Dass Angst kein guter Ratgeber ist, das weiß der Volksmund schon seit Ewigkeiten. Aber wem wird angesichts der aktuellen Entwicklung nicht angst und bange? Ob es die Unruhen und Kriege in der Welt sind, die immer näher zu kommen scheinen, ob es der fortschreitende Klimawandel und verheerende Naturkatastrophen sind, politische und antidemokratische Entwicklungen oder die Dramen im eigenen, ganz persönlichen Leben. ‚In der Welt habt ihr Angst‘ sagt Jesus. ‚Aber seid getrost: ich habe die Welt überwunden‘ (Johannes 16,33). Das macht Hoffnung auf Gottes Geschenk der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“
Musikalisch erwartet uns am Sonntag vor allem Gospel. Mit dabei sind Klassiker von Donnie McClurkin, Richard Smallwood, vom Brooklyn Tabernakel Choir, Hezekiah Walker u. a. Das Ganze stimmkräftig präsentiert von Voices4Him, Annika Schüler und der Band der Abendkirche. Und bekannte Lobpreislieder laden uns ein, unserem Gott, der uns statt einem „Geist der Furcht“ einen Geist „der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Timotheus 1,7) geschenkt hat, die Ehre zu geben.
Wir freuen uns auf den Gottesdienst, auf Sie, Gäste, die sie gern mitbringen können - und auf gute Gespräche mit Ihnen allen bei ‚Gemeinsam Gutes Genießen‘ im Foyer der Trinitatiskirche.