Abendkirche

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Herzlichen Glückwunsch! - Wozu eigentlich?

Die Seligpreisungen der Bergpredigt

„Als er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg. Und er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach ‚Selig sind …‘“.  
Einer der Jünger, die dort an diesem Hügel an der Nordwestküste des Sees Genezareth unweit von Kapernaum, zu ihm traten, war Petrus. Von ihm finden sich zwei sehr aussagekräftige Briefe im Neuen Testament. Geschrieben rund dreißig Jahre später an die Gemeinden, für die er verantwortlich war. Speziell an Menschen, die Fragen an die herausforderungsvolle Zeit hatten, in der sie lebten.
In beiden seiner Briefe legt er den Gemeinden sowohl die aktuelle Gegenwart als auch die noch ausstehende Zukunft aus. Er stellt sie ihnen vor Augen als geprägt, geformt und ausgerichtet durch die Verheißungen Gottes im Alten Testament. Und durch den auferstandenen Jesus Christus, der zur Rechten Gottes sitzt. Und seit Pfingsten durch den Heiligen Geist. So leitet er den Blick der verfolgten Gemeinde auf die große Verheißung, die sich für ihn als roter Faden durch die Schriften des Alten Testaments (und für die Gemeinde heute durch die ganze Bibel) zieht: „ein neuer Himmel und eine neue Erde nach Seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt“ (2. Petrusbrief 3,13).

Seit der Himmelfahrt Christi leben Christen, wie es der Songwriter Albert Frey in einem seiner Lieder beschreibt, in einer Art ‚Zwischenzeit‘. In der Zeit der Gemeinde. Bis Jesus wiederkommt und Seine Verheißung von einem neuen Himmel und einer neuen Erde in Gerechtigkeit erfüllt.  
In dieser Zeit soll das Evangelium von der Liebe des Vaters im Himmel zu jedem einzelnen Menschen allen zugänglich gemacht werden. Das ist die Aufgabe der Gemeinde. Und ihre Kraft dafür liegt in ihrem Vertrauen auf dieses Versprechen Gottes. Darum sind die Seligpreisungen der Bibel auch für das Denken und Handeln der Gemeinden der Gegenwart leitend. Sie prägen die Gegenwart mit der Kraft der Verheißung. Das lehrt auch ein Blick in die Geschichte unseres Glaubens.

In der Zeit der frühen Christenheit und der ersten Gemeinden waren die Seligpreisungen zuallererst Trost für die verfolgten Christen. Im Mittelalter entwickelte sich eine eher spirituelle Lesart: Franz von Assisi lebte die Armut radikal als ein Selig-Sein im Sinne Jesu. ‚Geistlich Arme‘ waren für ihn nicht nur materiell Minderbemittelte und Benachteiligte, sondern mehr noch diejenigen, die sich innerlich von Besitz gelöst haben. Die mittelalterlichen Mystik legte die Seligpreisungen im Blick auf die innere Haltung der Gläubigen aus:  Sanftmut, Barmherzigkeit oder die Reinheit des Herzens wurden als Voraussetzungen für Gotteserfahrung gepredigt.
Für Luther waren die Seligpreisungen weniger ethische Anweisungen als vielmehr Proklamation dessen, was Gott durch Christus schenkt. Sie seien kein ‚Gesetz‘, sondern ‚Evangelium‘: Gute Nachricht an alle, die sich gegenüber der Heiligkeit Gottes ihrer geistlichen Bedürftigkeit bewusst sind. Nicht durch gute Werke wird der Mensch ‚selig‘, sondern durch Gottes Gottes Gnade in Christus. Für den Genfer Reformator Johannes Calvin trat noch ein weiterer Aspekt dazu: Die Seligpreisungen machen deutlich, welche Art von Gesinnung und innerer Haltung Gott in der Gemeinde zur Ausprägung bringen will. Sie beschreiben nicht Einstellungen und Verhaltensweisen, die von allen Menschen erwartet werden können. Sondern sie sind Früchte des Glaubens an Jesus Christus und zeigen, wie der Heilige Geist das Leben der Gemeinde und der Christen formen will.
Später, im 19. und 20. Jahrhundert traten zunehmend die sozialen und politischen Implikationen der Seligpreisungen ins Zentrum des Interesses. Bei uns in Deutschland steht manchen noch das Streitgespräch zwischen Norbert Geißler und Franz Alt im Blick auf sein Buch zur Bergpredigt ‚Frieden ist möglich‘ lebendig vor Augen - ein Beispiel für die politische Debattenkultur während der 1980er Jahre. - Ernesto Cardenal, Leonardo Boff und andere Vertreter der Befreiungstheologie in Lateinamerika waren es, die vor allem den revolutionären Aspekt der Seligpreisungen in den Vordergrund rückten: Die Armen, die Leidenden, die Friedensstifter werden nicht nur spirituell getröstet, sondern sie sind Adressaten der neuen gerechten Ordnung Gottes gegenüber Unterdrückung, Ungerechtigkeit und Gewalt.

Der Impulsgeber am kommenden Sonntag in der Abendkirche Bochum ist Manfred Lang, Gemeindeleiter der Bochumer Ev.-luth. Gemeinde Schmechtingstraße. In diesem Jahr hat er seine Ausbildung zum Laienprediger in der Evangelischen Kirche von Westfalen abgeschlossen. Er antwortet auf die Seligpreisungen der Bergpredigt wie folgt: „Herzlichen Glückwunsch! - Aber wozu eigentlich?“ Uns erwartet eine erfrischend andere Herangehensweise an die 12 ersten Verse der Bergpredigt und an den, der diese erstaunlichen Glückwünsche ausspricht: Jesus Christus. Wie kann die Gemeinde Seine Worte umsetzen - und wie besser nicht?

Musikalisch wird er begleitet von Solistin Annika Schüler und der Band der Abendkirche. Auf ihrem Programm stehen neben bewegenden Chartbreakern (Fields Of Gold, Wind Of Change u. a.) wie immer auch bekannte deutsche Lobpreislieder.

Wir freuen uns auf Ihr Interesse, den Gottesdienst und auf Sie und Gäste, die Sie gern mitbringen können. Im Anschluss heißt es ‚Gemeinsam Gutes Genießen‘ im Foyer der Trinitatiskirche.

 

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