Abendkirche

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Passion contra Aktion – Wer oder was rettet die Welt?


„Rückzug in eine fromme Innerlichkeit ist keine Option!“ So der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung in seiner Rede vor der Frankfurter Synode 2019 im Blick auf die Zukunft der Kirche. Aber trifft der Satz überhaupt die Wirklichkeit unserer kirchlichen Landschaft? Ist nicht die „fromme Innerlichkeit“ selbst längst auf dem Rückzug? Und wird mit der Gleichsetzung von Frömmigkeit und Weltflucht nicht ein altes Klischee bedient? Dass Glaube und Tun zusammen gehören und nur gelebter Glaube Glaube ist, war für Martin Luther selbstverständlich:
„Gute fromme Werke machen keinen guten frommen Mann. Aber ein guter frommer Mann tut gute fromme Werke“, heißt seine aus der Bibel gewonnene Erkenntnis, die zeitlos ist. Der erste Satz jedoch findet in unserer Zeit unter Christen kaum noch Anhänger. Ihre Glaubwürdigkeit, so denken viele, sei zuerst an ihrem gesellschaftlichen Engagement abzulesen. Dem trägt ja auch die Leitung unserer Kirche, die EKD, mit ihren Verlautbarungen und öffentlichen Einsätzen medienwirksam Rechnung. Die Zeichen stehen also auf „Aktion“!

Unseren Planeten zu retten ist das erklärte Ziel der grünen Bewegung und ihrer Anhänger. Ein wachsender Teil der Christen will ihnen darin nicht nachstehen. Aber würden wir uns mit so einem Ansinnen nicht total übernehmen? Gottfried Wilhelm Leibniz, einer der bedeutendsten Philosophen des ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts, prägte den berühmten Satz, wir Menschen lebten in der „besten aller möglichen Welten.“ Heute klingt er vielen wie Hohn. Aber es ist eine Frage des geistlichen Standortes und Horizontes, wie wir diese unsere Welt in ihrer Vorläufigkeit ansehen. Leibniz wollte mit seinem positiven Bekenntnis keineswegs reales Übel in der Welt leugnen oder schönreden. Aber er meinte, dass Gutes und Böses zusammen gehören wie Licht und Schatten und dass es das eine ohne das andere auch in Gottes guter Schöpfung nicht gibt. Für Leibniz’ wäre Gott nicht das vollkommene Wesen, wenn er etwas anderes als die „beste aller möglichen Welten“ für die Menschen erschaffen hätte. Er versteht sie ja auch dynamisch. Das heißt: Nicht der derzeitige Zustand der Welt ist der bestmögliche, sondern die Welt mit ihrem Entwicklungspotential ist die beste aller möglichen Welten. Damit ist der Mensch angesprochen, den Gott mit einem freien Willen ausgestattet hat, so dass er die Welt gestalten kann. Gestalten heißt aber nicht retten! Bewegungen, die sich dazu versteigen, die Welt retten zu wollen - das zeigt die Geschichte -, greifen mit ihrem totalitären Anspruch stets zu totalitären Mitteln und enden in schrecklichem Umfang tödlich. George Bernhard Shaw, britischer Satiriker und Pazifist, der 1925 den Nobelpreis „für sein sowohl von Idealismus als auch von Humanität getragenes Schaffen“ erhielt, stellte nüchtern fest: „Revolutionen haben niemals das Joch der Tyrannei abgeschüttelt; sie haben es bloß auf eine andere Schulter gewälzt.“

Da sich die Gesellschaft im einst christliche Europa vom Glauben an Gott weitgehend verabschiedet hat, tritt in die Lücke, die der Glaube hinterlässt, unweigerlich die Ideologie. Durch ihre Brille sieht man dann nicht mehr die Schönheit und die Wunder dieser Welt, wie sie die Psalmen dankbar und begeistert preisen, sondern nur noch ihre Wunden - und ist zerstritten darüber, wie sie zu heilen seien. Die selbsternannten Weltverbesserer verkennen jedoch, wie sehr sie selbst Sünder sind, wie sehr sie selbst erlösungsbedürftig sind und nicht zum Richter über andere taugen, die ihnen nicht folgen!
Rettung sieht anders aus! Das Geheimnis der Rettung heißt Passion! Passion als „Leiden“ und zugleich auch „Leidenschaft“. Leidenschaftlich liegt Jesus unser zeitliches und ewiges Heil am Herzen!
Darum geht es in der Reihe Abendkirche KONKRET am 25. Oktober.

Zu seinem Thema schreibt uns unser Gast Klaus-Jürgen Diehl:
„Ob das Kommunistische Manifest von Karl Marx oder die Fridays-for-future-Bewegung von Greta Thunberg: Stets geht es darum, wie wir die Menschheit retten oder zumindest vor Katastrophen bewahren können. Die vorgeschlagenen Programme mögen dazu grundverschieden sein, doch entscheidend kommt es darauf an, dass wir Menschen durch unsere Aktion - sei es durch politischen Umsturz oder gesellschaftliche Reformen - die entscheidende Wende herbei führen müssen. Die Bibel sagt uns dagegen etwas anderes: Nicht wir Menschen schaffen Frieden und retten die Welt, sondern ein anderer hat es getan: nicht durch eine umstürzende Aktion, sondern durch seine stille Passion. Das ist so verrückt, dass es sich lohnt, der Frage nachzugehen, warum und wie Gott unsere Welt durch das Opfer seines Sohnes vor dem Verderben rettet - und was das für Konsequenzen für uns heute hat.“
Wir dürfen gespannt sein, welche neue Sicht und begründete Hoffnung uns an diesem Abend vermittelt werden!

Musikalisch erwartet uns ein ansprechendes Programm unserer Abendkirche-Band mit Christoph Keßler als Solisten. Auf gute Gespräche am Rande und Getränke nach Wahl müssen wir auch unter Corona-Bedingungen nicht verzichten! Auch Ihre Freunde und Bekannten sind herzlich willkommen.

Zu unseren aktuellen Maßnahmen in Sachen Hygieneschutz gelangen Sie über diesen Link. Dort finden Sie auch eine Möglichkeit, Ihr Kommen per Mail anzumelden. Das ist uns eine große Hilfe.

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