Abendkirche

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Glaube und Zweifel - Fremde oder Geschwister?

Eine Begegnung mit dem ungläubigen Thomas

Der Zweifel genießt in der Kirche keinen guten Ruf. Vom Zweifel zum Unglauben ist es nicht weit. Und doch gehört der Zweifel zum Glauben dazu. Er ist nicht immer da, aber im Laufe eines Christenlebens bleibt er keinem Glaubenden fremd. Auch in der Bibel ist ja die Geschichte des Glaubens von Anfang an auch eine Geschichte des Unglaubens. Adam und Eva zweifeln daran, dass es das Beste für sie ist, von einem bestimmten Baum nicht zu essen. Die Israeliten zweifeln daran, dass sie das Land, das Gott ihnen versprochen hat, tatsächlich erobern werden. Johannes der Täufer zweifelt daran, dass Jesus der Messias ist und schickt aus dem Gefängnis heraus Boten zu ihm, um Gewissheit zu bekommen. Petrus zweifelt daran, dass das Wasser ihn trägt, obwohl er schon ein paar Schritte auf der Oberfläche des Sees getan hat. Die Emmausjünger ziehen enttäuscht von Jerusalem nach Hause, voller Zweifel, was sie nach dem Schrecklichen, das passiert ist, noch glauben können. Und der Jesusjünger Thomas will einen im wahrsten Sinne handfesten Beweis dafür, dass Jesus tatsächlich auferstanden ist. Als der „ungläubige Thomas“ ist er in das kollektive Gedächtnis der Christenheit eingegangen. Doch wird diese Sicht seiner Gestalt gerecht?

Es gibt eine kleine Kölner Miniatur aus dem 13. Jahrhundert, die uns die entscheidende Begegnung Jesu mit dem Zweifler Thomas zeigt: Christus, gefolgt von seinen Jüngern, tritt gerade aus dem Kirchenportal, während Thomas draußen steht und eben dabei ist, seine Hand prüfend in die Nägelmale Jesu zu legen. In dieser Szene ist aber eine Beiläufigkeit betrachtenswert: Die Züge des Thomas verraten eine aufgewühlte Spannung. Sie scheint zu sagen: Auf das, was sich in den nächsten Augenblicken herausstellen wird, kommt alles an. Davon hängt nichts Geringeres ab als dies: ob ich gerettet bin oder ob ich mit meiner Bindung an diesen Nazarener einer gigantischen Illusion auf den Leim gegangen bin. Noch erstaunlicher ist aber eine weitere Andeutung des Malers: Thomas, obwohl draußen stehend und noch im Stadium unbewältigten Zweifels, trägt einen Nimbus, einen Heiligenschein. Er ist schon umstrahlt von einer Glorie, die den übrigen Jüngern noch mangelt, obwohl sie doch in der Geborgenheit der Nachfolge zu leben scheinen! Was ist das für eine Gestalt, die so von Verzweiflung und Verheißung zugleich umschlossen ist und die sich aus der Perspektive des Glaubens jeder vorschnellen Beurteilung entzieht? Dieser Frage wird Sigrid Hinkelmann in der Abendkirche am 28. April nachgehen.

Uwe Beck, katholischer Hörfunkmitarbeiter, kommentiert das Thema des Abends so: „Es ist Zeit für ein Loblied auf den Zweifel! Ich glaube nicht, dass Gott es will, dass Unschuldige ermordet werden. Ich erkenne keinen Sinn im frühen Tod eines jungen Menschen. Ich habe meine Zweifel, wenn Menschen heute hungern müssen. Musste diese oder jene Katastrophe nicht von Gott verhindert werden? … Weil ich keine Antwort habe, trage ich das Leid und den Zweifel anderer Menschen mit, trage das alles vor Gott. ‚Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben‘ - das gilt auch für mich... Mein Zweifel hält meinen Glauben groß!“

Die Musik des Abends kommt von der Gesangsformation GoPraise. Neben Worshipliedern zum Mitsingen erwarten Sie bekannte Gospeltitel von Marvin Sapp, Tommy Walker, Andrae´ Crouch und Darlene Zschech. Freuen Sie sich auch auf liebevolle Bewirtung durch unser Bistro-Team und auf gute Gespräche im Anschluss!

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