Abendkirche

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Auswege aus der Sorgenfalle

Praktische Hilfen des christlichen Glaubens für ein sorgenfreieres Leben in privater und gesellschaftlicher Perspektive.

„Sorgen sind Stoßwellen der Ängste um die Zukunft. Gefährdete werden von ihnen mürbe geschlagen wie eine Hafenmole oder eine Schiffswand von wütenden Wellenbergen. Behalte ich mein Haus, wenn ich womöglich arbeitslos werde? Bleibe ich gesund, wenn einige in meiner Familie Krebs hatten? Geht’s mit unserer Ehe gut, wenn wir uns öfter aneinander reiben? Alles in uns zieht sich zusammen bei solchen Befürchtungen. Tag und Nacht denken wir daran. Schon im Vorfeld einer Gefahr wird unsere Zuversicht blockiert…“
Diese Sätze des Theologen Helmut Ockert sind 20 Jahre alt und doch höchst aktuell. Die verbreitete Angst vor Corona, befördert durch regelmäßig vermeldete Inzidenzzahlen, stete Warnungen vor einer Überlastung des Gesundheitssystems, eine beispiellose Impfkampagne, wie auch der Druck auf die überzeugten Impfskeptiker und die zunehmenden Nachrichten über schwere Impfnebenwirkungen, hält viele Menschen in einem dauerhaften Sorgenmodus. Er belastet sie psychisch, vielfach auch physisch.

Wie anfällig wir für Sorgen sind, verrät unser Sprachgebrauch: Die Sorge „beschleicht“ einen Menschen, sie „überfällt“ ihn, sein Gesicht ist „von Sorgen gezeichnet“. Heißt das: die Sorgen haben uns, nicht wir sie?
Im letzten Teil von Goethes Dr. Faust erscheinen diesem vier graue Weiber: Frau Mangel, Frau Not, Frau Schuld und Frau Sorge.
Den ersten dreien gelingt es nicht, sich Zutritt zum greisen Faust zu verschaffen. Aber die Sorge zwängt sich durchs Schlüsselloch und bringt Faust in ihre Gewalt, obwohl der sich wehrt! Ihre Stärke ist, dass sie eine große Verwandlungskünstlerin ist. Dadurch gehen wir ihr immer wieder auf den Leim. Treffend beschreibt sie der alte Klassiker so:
„Die Sorge nistet gleich im tiefen Herzen,
dort wirket sie geheime Schmerzen,
unruhig wiegt sie sich und störet Lust und Ruh;
sie deckt sich stets mit neuen Masken zu;
sie mag als Haus und Hof, als Weib und Kind erscheinen, als Feuer, Wasser, Dolch und Gift;
du bebst vor allem, was nicht trifft,
und was du nie verlierst, das musst du stets beweinen.“

Der biblische Appell „Sorget euch um nichts“ (Philipper 4,6) will die Sorgen nicht klein reden. Er hält uns aber dazu an, mit unseren Sorgen nicht allein zu bleiben, sondern sie im Gebet vor Gott zu tragen.
Auch ist zwischen vernünftiger Vorsorge und grundlosem Sorgen zu unterscheiden. Es gibt übertriebene Sorgen, Sorgen, in die man sich hineinsteigert. Paul Gerhardt spricht hier von „selbsteigner Pein“.
Vernünftige und verantwortliche Vorsorge ist dagegen geboten. Jesus tritt ausdrücklich für sie ein. Er sagt einmal: Will sich jemand ein Haus bauen, dann überlegt er doch vorher, ob er das überhaupt bezahlen kann. Kein vernünftiger Bauherr wird einfach anfangen und dabei riskieren, dass er bereits nach dem Bau des Fundaments aufhören muss. Die Leute werden ihn auslachen: Ein Haus wollte er bauen, aber es reichte nur bis zum Fundament! Oder welcher König, sagt Jesus, würde wohl auf die Idee kommen, einem anderen den Krieg zu erklären, ohne mit seinen Beratern zu überlegen, ob seine Armee von 10000 Mann stark genug ist, um die feindlichen Truppen mit 20000 Mann zu schlagen? Erscheint ihm das Risiko zu groß, dann wird er, wenn die feindlichen Truppen noch weit entfernt sind, Unterhändler schicken, um über einen Frieden zu verhandeln.
Jesus vertritt zwar den Mut zum Risiko. Aber das Risiko muss für ihn auch kalkulierbar bleiben. Das Vorsorgetreffen und das sorgsame Abwägen kann sich keiner ersparen, der für sich selbst und für andere Menschen Verantwortung trägt. „Sorgt euch um nichts“ ist kein Appell, einfach ins Blaue hinein zu leben, denn es regelt sich auch nach Gottes Willen in unserem Leben nichts von selbst.

Unser Gast Achija Zorn verspricht uns in der Abendkirche am 26. September „Auswege aus der Sorgenfalle“. Seine Überzeugung ist, dass die Bibel praktische Hilfen anbietet, die das Leben nicht sorgenfrei, aber sorgenärmer machen. Wir dürfen gespannt sein auf seine ermutigenden Impulse!
Achija Zorn ist Theologe, Psychologe und Publizist und seit 1996 Pfarrer in einem diakonischen Dorf der Theodor Flieder Stiftung in Mühlheim-Ruhr. Im Magazin „Tichys Einblick“ publiziert er regelmäßig die zeitkritische Kolumne „Vorwort zum Sonntag“.

Die Musik des Abends kommt von Anna de Fries und der Abendkirche-Band.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

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