Sommerabendkirche

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Philippus – Diakon, Pionier, Missionar

Ein Christ der ersten Stunde von Format

Heute weiß kaum noch ein Schulkind, wer Albert Schweitzer war – den Älteren unter uns noch ein Denkmal: Philosoph, Theologieprofessor, Konzertorganist und Tropenmediziner; als Urwaldarzt im zentralafrikanischen Gabun in den späten 50er und beginnenden 60er Jahren regelmäßig in den Medien präsent, – der mit Orgelkonzerten in Europa sein Herzensprojekt in Lambarene zu finanzieren half.
Solche Mehrfachbegabungen und -berufe gab und gibt es immer wieder. Erstaunlich, dass schon die Bibel davon berichtet. Philippus aus der Apostelgeschichte gehört in diese Reihe von Menschen, die einem Ruf folgen, der sie unter ganz unterschiedlichen Bedingungen große persönliche Qualitäten entwickeln lässt.
Philippus beginnt seine „Karriere“ als christlicher Sozialarbeiter in der Jerusalemer Urgemeinde, als Diakon. Dort hat er mit sechs Kollegen - sie nennen sich „Armenpfleger“ – zwischen den beiden Gruppen der „Hebräer“ und der „Hellenisten“ Gerechtigkeit bei der täglichen Versorgung zu herzustellen. Das heißt Abbau von Privilegien der begünstigten Seite. Kein leichter Job!
Wenn aber nicht nur das bessere Modell beschlussmäßig etabliert werden, sondern wirklicher Friede in der Gemeinde einkehren soll, weil beide Parteien von Herzen zustimmen, dann brauchen die Beauftragten noch eine besondere Qualifikation! Die Apostel, die ihnen ihr Amt übertrugen, hatten die Kriterien festgelegt: Es sollten Männer sein, die einen guten Ruf in der Gemeinde besitzen und die mit dem Heiligen Geist und mit Weisheit erfüllt sind!
Philippus hat sich offensichtlich – wie seine Kollegen auch – in dieser Herausforderung erfolgreich bewährt.

Philippus steht aber nicht nur für ein „Christentum der Tat“, das bei uns noch eine gewisse Wertschätzung erfährt. Er weiß sich auch zum Verkündigen des Evangeliums berufen. Zu Hause ist ihm das verwehrt, denn die jüdische Religionsbehörde hat die erste große Verfolgungswelle speziell gegen die „Hellenisten“ eingeleitet. Zu ihnen gehört auch Philippus. Es sind die in Jerusalem ansässig gewordenen Diasporajuden, die einen liberaleren Umgang mit dem Tempelkult und eine liberalere Gesetzesauslegung pflegen. Nachdem ihr erster Märtyrer, Stephanus, gesteinigt worden und bestattet ist, berichtet die Apostelgeschichte: „Saulus aber suchte die Gemeinde zu zerschlagen, ging von Haus zu Haus, schleppte Männer und Frauen fort und lieferte sie ins Gefängnis ein. (Kap. 8,3)
Wie viele andere auch, flieht Philippus aus Jerusalem, aber nicht nach Judäa, wo er seinen Frieden haben kann, sondern ausgerechnet nach Samarien, in das der fromme Jude wegen tiefgreifender religiöser Differenzen keinen Fuß setzt. Die Samaritaner gelten ihm als Sekte und als unrein. Und seit ein jüdischer König deren Tempel auf dem Berg Garizim zerstört hat, herrscht zwischen Juden und Samaritanern erbitterte Feindschaft. Man spricht auch nicht miteinander. Deshalb wundert sich die Samaritanerin am Jakobsbrunnen über Jesus: „Wie kannst Du mich um etwas zu trinken bitten, obwohl du ein Jude bist und ich eine Samaritanerin?“
Philippus, der Jesu Gleichnis vom Barmherzigen Samariter kennt, zieht als erster die Lehre aus ihm. Auch der Gegner ist Mitmensch! Er hat Anspruch nicht nur auf Barmherzigkeit, sondern auch auf die gute Nachricht von Jesus Christus! Mit seinem Grenzübertritt wird Philippus zum Pionier. Und er lebt in Samarien nicht incognito, sondern sucht gleich die Öffentlichkeit, zieht in die Hauptstadt, vollbringt dort Heilungen und predigt den Samaritanern das Evangelium.

Kurz erst nach Jerusalm zurückgekehrt, erleben wir Philippus als begnadeten Missionar! Ein Ausländer von einem fremden Kontinent begegnet ihm auf einsamer Straße. Der sympathisiert mit dem Glauben der Juden und ist auf dem Rückweg von Jerusalem in seine äthiopische Heimat in seiner Reisekutsche in die Schriftrolle des Propheten Jesaja vertieft.
Die Geschichte ist bekannt, wie Philippus ihm die Heilige Schrift deutet, ihm von Jesus Christus erzählt und ihn auf dessen Wunsch an der nächsten Wasserstelle tauft.
Sie lehrt uns: Zum Glauben gehört das Fragen, das Miteinander-Reden und Erklären, die Hilfe zum Verstehen, aber auch das wache Ohr für Gottes Ruf, den wir im lärmigen und umtriebigen Alltag leicht überhören!
In der Abendkirche am 31. Juli mit Sigrid Hinkelmann werfen wir einen Blick auf die Herausforderungen der urchristlichen Gemeinde, der uns Impulse geben kann für unser Christsein 2016!

Es ist noch Ferien- und Urlaubszeit. Auch unsere Musiker sind nicht in voller Besetzung dabei. Dafür dürfen Sie sich freuen auf das bewährte Duo Markus und Bianca Galla aus Herne-Holsterhausen. Neben Lobpreis-Vortragstiteln laden beide uns, wie im vergangenen Sommer, zum Mitsingen ein.
Ein kleiner Imbiss wartet im Anschluss auf Sie und die schöne Möglichkeit zum Gedankenaustausch!

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