Sommerabendkirche

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Schöpfungsgabe: Sprache

Unser Reden in herausfordernden Zeiten

 

„Deine Sprache verrät dich!“, bekommt Petrus im Hof des Hohenpriesters von Anwesenden auf den Kopf zugesagt. Er gehöre zu den Sympathisanten des Jesus von Nazareth, der da gerade vor dem Hohen Rat verhört wird.
Seine Sprache verriet Petrus, weil er den typischen galiläischen Dialekt sprach. Sie ließ leicht erkennen, wo er zu Hause war.
Auch unsere Sprache verrät uns. Sie verrät aber nicht nur unsere lokale Herkunft.
Sie verrät auch, wo wir geistig Hause sind, welchen Glauben oder Unglauben wir teilen. Sie lässt erahnen, ob wir kühler und berechnender Natur sind oder warmherzig und  empathiefähig, ob engstirnig oder aufgeschlossen, ob eitel oder bescheiden, ob selbstzufrieden oder um Erweiterung des Horizonts bemüht.
In unseren Tagen geht die Offenheit und Unbekümmertheit der Sprache zunehmend verloren. Die Angst geht um, durch Verwendung vertrauter Begriffe, die einmal wertneutral waren, einem bestimmten politischen Spektrum zugerechnet zu werden. Selbsternannte Sprachwächter definieren die Grenzen des Sagbaren. Die Freiheit der Rede ist durch einen immer enger werdenden Meinungskorridor bedroht. Kritische Medien beklagen inzwischen die „betreute Sprache“.
Auch in kirchlichen Verlautbarungen höchster Stellen hat sich die Sprache durch die Zeiten verändert. Sie bedient heute die Narrative, die die Politik vorgibt. Einspruch und Widerspruch kommen nicht mehr vor. Anstößig anmutende Bekenntnisse unterbleiben. Nach dem christlichen „proprium“, dem Alleinstellungsmerkmal geistlichen Redens, sucht man vergebens. So beklagt der bekennende Atheist Gregor Gysi, wenn er in eine Kirche gehe, dann erwarte er, dass da von Himmel und Hölle geredet wird. Die Themenpalette, die im Bundestag verhandelt wird, müsse dort nicht vorkommen.

Am 28.08.1948, dem 100. Geburtstag Goethes, wurde in der Frankfurter Paulskirche die „Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung“ gegründet. In seiner Festansprache hob Adolf Grimme, Namensgeber zahlreicher Kulturpreise, hervor, die Akademie solle eine „Stätte der Freiheit“ sein, „unabhängig von Staat, Politik und allen Einflüssen, die ihrem Wesen nicht gerecht werden.“ Eine deutliche Reaktion auf die Erfahrungen im Nationalsozialismus. Von dieser Freiheit und Unabhängigkeit lebt jedoch nicht nur gute Literatur. Auch dem Wesen der Kirche als Gemeinschaft der Herausgerufenen (lat.: ecclesia) wird es nicht gerecht, wenn unsere Sprache sich in Inhalt und Diktion dem vorherrschenden Zeitgeist anpasst und sich allen möglichen Einflüssen öffnet.
Dem Geist der Bibel sind solche Verquickungen fremd. Sie will Herzen bewegen, nicht Köpfe gleichschalten. Sie ist ideologie- und moralinfrei. Sie beeindruckt durch ihre anschauliche Bildersprache. So hat Jesus seinen Zuhörern gern durch seine Gleichnisse unaufdringlich den Spiegel vorgehalten. Und so fußen die Mahnungen der Apostel immer auf der in Christus geschenkten Freiheit und Erlösung. Wenn harte Worte fallen, dann rütteln sie auf aus Gottvergessenheit und Trägheit. Immer aber bleibt der Grundton der Bibel versöhnlich und einladend, wo sie zum Glauben ruft.
Was Sprache als Lebenselement für uns bedeutet und welche Verantwortung uns mit unserem Reden aufgegeben ist, darüber denkt Sigrid Hinkelmann in der Abendkirche mit uns nach.

Die Musik erleben wir in der Ferienzeit wieder in kleinerer Besetzung, aber wie immer mit Herzblut vorgetragen von Bianca & Markus Galla. Alte und neue Worship-Titel stehen auf ihrem Programm und laden zum Mitsingen ein.
Unser Bistro-Team verwöhnt Sie wieder gern mit eigenen kulinarischen Kreationen. Gestärkt durch genussreiches Essen und Trinken bei angenehmen sommerlichen Temperaturen, ist die geschwisterliche Gemeinschaft zum Verbleiben eingeladen - Ende offen…

 

 

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