Sommerabendkirche

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Im Sommer Seiner Gnade!

Wer kennt es nicht, der auch nur hin und wieder einmal einen Gottesdienst, ein Gemeindefest oder ein Gruppentreffen in einer Kirchengemeinde besucht hat: Paul Gerhardts „Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit …“?
Allerdings: Der Bekanntheitsgrad beschränkt sich oft nur auf die ersten Strophen, auf der „schönen Gärten Zier“, „Narzissus und die Tulipan“ sowie „Lerche“, „Täublein“ und „die hochbegabte Nachtigall“ …
Und die wenigsten wissen: Was hier so sonnig-sommerlich beschwingt daherkommt, entstand auf dunklem Hintergrund und gravierenden biographischen Zäsuren. „Geh aus, mein Herz“ schrieb Gerhardt sechs Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs. Als er ausbrach, war er elf Jahre alt. Er erlebte Zerstörung und Verwüstung. Pest. Lebte mit den Spuren, die der Krieg hinterließ - äußerlich, wirtschaftlich. Nicht zuletzt auch innerlich: in den Seelen der Menschen. Und persönlich: Vier seiner fünf Kinder sterben früh. Ebenso seine Frau. Infolge theologischer und politischer Streitigkeiten verliert er seinen Arbeitsplatz, eine Diakonenstelle in Berlin.
Sein Lied hat in den weiteren Versen wesentlich mehr zu bieten als einen beschaulichen Sommerspaziergang. Luther-Biograph Heinz Schilling nennt Paul Gerhardt auf dem Feld der Lieddichtung den „wohl genialsten Nachfolger des Wittenbergers, dessen Lieder „im Gottesdienst, in den Familien oder wo man immer sich zum Singen zusammenfand, den christlichen Glauben in Worten und Melodien lebendig werden ließen“. Kirchenhistoriker sind sich im Blick auf ihn und sein Werk einig: In einer Epoche, die vom Erstarren der einst so lebendigen Impulse von Reformation und Luthertum für Kirche und christliches Leben geprägt war, gehören Paul Gerhardt und seine Lieder mit zu den Wegbereitern der geistlichen Erneuerungsbewegung des Pietismus. Wenn auch später von der Aufklärung eher an den Rand gedrängt wurde er schon bald (nicht nur) in Deutschland zu einer starken und gesellschaftsprägenden Kraft. Entscheidende Maximen dieser Bewegung finden sich schon in den letzten Strophen des 1653 veröffentlichten „Geh aus, mein Herz“: Eine persönliche Beziehung zu Gott ist durch Jesus Christus möglich. Glaube wird nicht nur in der Gemeinde, sondern vor allem auch im Alltag gelebt. Richtschnur für Glaube, Denken und Leben ist die Bibel.

Kommenden Sonntag lädt Christoph Wagner zu einem Blick auf die drei letzten Strophen dieses Liedes ein. Sein Fokus dabei liegt aber nicht auf der Person Paul Gerhardt. Den bildet vielmehr die große Botschaft des Epheserbriefes im Hinblick auf die Gemeinde Jesu. Sie lebt im ‚Sommer Seiner Gnade‘ und ist zugleich der Körper Christi mitten in der Welt und Zeit. Die Bibel nennt sie ‚ecclesia’: ‚herausgerufen’. Gott wünscht sich die Kirche Seines Sohnes als Bewegung. Aus Menschen, die sich herausrufen lassen. Sich bewegen lassen, ihren Glauben im Alltag der Welt zu leben - von Herzen, körperlich, lebendig, alltäglich. Weil sie von Seiner Gnade bewegt sind.

Die Musik des Abends kommt von Christian Schnarr. Als erfahrener Pianist, Arrangeur und Komponist ist er gleichermassen beheimatet und verwurzelt in den Genres Jazz, Pop und Gospel sowie in klassischer Musik. Eine seiner letzten Veröffentlichungen trägt den Namen ‚Holywood’: Vertraute Lieder wie ‚Stern, auf den ich schaue‘, ‚Der Mond ist aufgegangen‘ oder ‚Großer Gott, wir loben dich‘ u. a. inszeniert er begleitet vom German Pops Orchestra als bewegende Filmmusik. Die WAZ schrieb darüber: „HOLYWOOD verbindet das Beste aus den beiden musikalischen Welten Kino und Kirche.“ Nicht zuletzt war er Mitorganisator der von Bernd Oettinghaus geleiteten Initiative ‚3. Oktober - Deutschland singt 2020‘.

Wir freuen uns auf Sie und die Abendkirche am kommenden Sonntag. Trotz inzwischen gelockerter Versammlungsregelungen helfen Sie uns sehr, wenn Sie Ihr Kommen und diejenigen, die Sie begleiten, zeitnah anmelden! Welche Möglichkeiten Sie dazu nutzen können, erfahren Sie unter diesem Link.

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