Juni 2021

Gedanken zum Monatsspruch Juni

Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apostelgeschichte 5,29)

Klare Antwort seitens der Apostel, als sie verhaftet und angeklagt vor dem Hohen Rat, dem Sanhedrin standen - Petrus und Johannes sogar schon zum zweiten Mal: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!“ - Die gegen sie erhobene Anklage lautete: spontane Heilung von Menschen, Verkündigung der ‚Worte des Lebens‘ und erfolgreicher Gemeindebau im Namen Jesu. 
Die religiöse Führung in Jerusalem reagiert mit Druck von oben: Redeverbot für die Apostel, um zu verhindern, dass sie noch mehr Menschen für Jesus Christus und Seine Gemeinde gewinnen.

Ob die Mitglieder des Sanhedrin mit dieser Standfestigkeit der Apostel gerechnet haben: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!“? Schnell wird ihnen klar: Dieser Satz ist mehr als eine Präambel im Grundgesetz der neuen Gemeinde. Hier sprechen Zeugen und Überzeugte: ‚Jesus Christus ist auferstanden. Er sitzt zur Rechten Gottes. Von nun an kann jeder, der an Ihn glaubt, Vergebung finden und im Frieden mit Gott leben. Wir haben es erlebt und können es bezeugen.‘

Starke Ansage gegenüber einem Gremium erstklassig ausgebildeter Theologen und Juristen von einer Handvoll Menschen - größtenteils Fischer und Handwerker mit Petrus als Wortführer. Ist das ‚Haltung zeigen‘?
Auf jeden Fall. Und mehr noch: Dahinter steht eine Kraft, die die Zwölf gar nicht in sich selbst hätten finden können. Die Evangelien nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn sie die Schwächen, die Mutlosigkeit und die Zweifeln der Jünger rund um Karfreitag und Ostern benennen. Aber jetzt ist es der Heilige Geist, der sie stärkt und ihnen die Worte in den Mund legt. Er ist es, der ihnen den Mut und die Unerschrockenheit gibt, trotz Verhaftung in der Öffentlichkeit zu ihrem Herrn und Seinem Auftrag an sie zu stehen.

Nicht zuletzt ist die Geschichte der Gemeinde Jesu auch eine Geschichte von Menschen, die Haltung zeigen:
Paulus, der für seinen Glauben auch das kaiserliche Gericht nicht scheute.
Martin Luther, der in Worms vor dem Reichstag einen Widerruf seiner Lehre ablehnte, weil er sich Gottes Wort allein verpflichtet sah.
Dietrich Bonhoeffer, der sich dem Anspruch der Deutschen Christen und des nationalsozialistischen Regimes verweigerte unter Verweis auf den Gehorsam Christus gegenüber.
Der Arzt, der von seinem Krankenhaus gekündigt wird, weil er sich weigert, Abtreibungen durchzuführen. Die engagierten Menschen, die Jahr für Jahr am „Marsch für das Leben“ teilnehmen und sich dafür verspotten und diffamieren lassen.

Der Apostel Paulus hat einmal geschrieben: „Prüft aber alles und das Gute behaltet.“ (1. Thessalonicher 5,21). - Was gilt also heute?
Wir leben in einer Gesellschaft, die von Gott nicht mehr viel weiß. Aber wir können mit den Menschen in unserem Umfeld im Gespräch bleiben: über ihre Sorgen und Freuden, Ängste, Ziele und Grenzen.

Gibt es Kriterien für solche Gespräche? Müssen sie politisch korrekt und mit gesprochenem Gender-Sternchen geführt werden? Welches Ziel sollen sie verfolgen? Müssen sie die gesellschaftliche Relevanz von Kirche stärken?

Wohl kaum. Unsere Gesellschaft braucht vor allem ‚Worte des Lebens’ (Apostelgeschichte 5,20).  Wir erleben derzeit, wie politische Korrektheit den Meinungskorridor in unserer Gesellschaft zunehmend verengt, nur bestimmte Interessengruppen vertritt und damit ausgrenzend und spaltend statt versöhnend wirkt.
Der Gott, dem unser Gehorsam gilt, ist ein Gott aller Menschen. Er will, „dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Timotheus 2,4). Ihm zu gehorchen heißt, jeden Anspruch von menschlicher Seite kritisch zu hinterfragen, unbesorgt um die eigene Reputation. Freimut und gerechtes Augenmaß erbitten Christen vom Heiligen Geist, der damals Petrus und die Apostel geleitet hat. Und der auch heute Sie und mich stärkt, unseren Verstand schärft und unsere Herzen fest macht. Volk regieren soll: „Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen!“

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