Ruhrnachrichten

Total Mensch: Berührender Auftakt der Abendkirche

BOCHUM Wie können wir als Menschen leben? Wozu leben wir? Und wohin leben wir? Solch zentralen Fragen des menschlichen Daseins geht die neue abendkirchliche Reihe "TOTAL Mensch" in der Trinitatiskirche auf bewegende Weise nach.

Kirchengänger erwarten dazu jeden letzten Sonntag im Monat interessante Gäste auch von außerhalb und flotte Kirchenmusik, die wenig mit sakralem Orgelspiel gemein zu haben scheint. Den Auftakt machte die Reihe unter dem Thema "Gott kümmert sich TOTAL - auch ganz unten!" Pfarrer Hans-Juergen Hoeppke aus Ickern-Henrichenburg führte die Besucher einem Showmoderator nicht unähnlich durch den Gottesdienst, führte Interviews mit den Gästen und sagte die nächsten poppigen, aber zumeist frommen Lieder von Katharina Schedlinski, Dieter Schulze und der Cornerstone-Band an.

Neben der Predigt standen aber besonders die Gespräche mit den Gästen im Mittelpunkt. Interviewt wurden zunächst zwei Mitarbeiter des Heimathofes Breckerfeld, einer Hilfestation für Wohnungslose und Suchtkranke. Für Menschen, die ganz unten angekommen sind.

Mit 25 Jahren an der Flasche
Eine solche Person war der zweite Gast Elsbeth. In einer unglücklichen Ehe gefangen, gab sie sich bereits mit 25 Jahren dem Alkoholismus hin und schlitterte rasant die gesellschaftliche Abwärtsspirale hinab. Doch auch nach der Scheidung besserte sich zunächst wenig, die Sucht hatte sie im Griff. Auch der Eintritt in eine evangelische Gemeinde half ihr zunächst nicht aus der Misere. Blind vor Hoffnung bat sie um ein Wunder, das nicht eintraf.

Alles verloren
Als sie dann ihre Wohnung verlor, gelangte sie nach einem Krankenhausaufenthalt in einen der Heimathöfe von Bethel. Dort wohnt sie immer noch. Doch mit ihrem Glauben und der Unterstützung der Sozialarbeiter und Therapeuten befindet sie sich auf dem Weg der Besserung. Berührend waren die Gespräche und die Predigt von Pfarrer Hoeppke, mit der er zeigte, dass bereits in der Bibel Menschen wie der Prophet Elija ganz unten ankamen, mit Gottes Hilfe jedoch wieder auf die Beine gelangten. Das alles jedoch völlig ohne sakralen Pathos.

Denn im Mittelpunkt des Gottesdiensts sowie der gesamten Reihe stehen das Mensch- und Christsein - mit all seinen Makeln und Fehlern, aber auch mit aller Hoffnung.

von Tim Stobbe

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